Die zehn Gebote Gottes

Gottvater

Das erste Gebot

Ich bin der Herr, Dein Gott! Du sollst nicht andere Götter haben neben mir!

Wer diese Worte richtig lesen kann, der wird darin wohl schon das Urteil vieler sehen, welche dieses vornehmste aller Gebote nicht beachten.

„Du sollst nicht andere Götter haben!“ So mancher stellt sich unter diesen Worten viel zu wenig vor. Er hat es sich zu leicht gemacht! Unter den Götzendienern denkt er wohl in erster Linie nur jene Menschen, die vor einer Reihe Holzfiguren knien, von denen jede einzelne einen bestimmten Gott darstellt, denkt vielleicht auch an Teufelsanbeter und ähnliche Verirrte, deren er in bestem Falle mitleidig gedenkt, doch denkt er dabei nicht an sich. Seht Euch nur ruhig einmal an und prüft Euch, ob Ihr vielleicht doch dazu gehört!

Der eine hat ein Kind, das ihm tatsächlich über alles geht, für das er jedes Opfer bringen könnte, und über das er alles andere vergißt. Der andere stellt irdischen Genuß weit über alles, würde auch zuletzt mit bestem Wollen gar nicht fähig sein, diesen Genuß um irgendetwas aufzugeben, wenn eine derartige Forderung an ihn heranträte, die ihm freiwilligen Entschluß gewährt. Ein dritter wieder liebt das Geld, ein vierter Macht, ein fünfter eine Frau, ein weiterer irdische Auszeichnung und alle wieder in dem allen zuletzt nur... sich selbst!

Das ist ein Götzendienst im wahrsten Sinne. Davor warnt das erste Gebot! Verbietet ihn! Und wehe dem, der es nicht buchstäblich befolgt! Es rächt sich diese Übertretung sofort damit, daß ein solcher Mensch stets erdgebunden bleiben muß, wenn er hinübergeht ins feinstoffliche Reich. In Wirklichkeit hat er sich aber selbst nur erdgebunden durch den Hang an etwas, das auf Erden ist! Er wird damit von weiterem Aufstiege abgehalten, verliert die ihm dazu gewährte Zeit und läuft Gefahr, nicht rechtzeitig herauszukommen aus dem feinstofflichen Reich in einer Auferstehung daraus nach dem lichten Reich der freien Geister. Dann wird er mitgerissen in die unausbleibliche Zersetzung aller Stofflichkeit, welche zur Reinigung für deren Auferstehung dient und deren Neubildung. Das aber ist der Menschenseele feinstofflicher und geistiger Tod alles persönlichen Bewußtgewordenseins, und damit auch Vernichtung seiner Form wie seines Namens für die Ewigkeit!

Vor diesem Furchtbaren soll die Befolgung des Gebotes schützen! Es ist das vornehmste Gebot, weil es dem Menschen mit am nötigsten verbleibt! Er neigt ja leider viel zu leicht dazu, sich irgendeinem Hange zu ergeben, der ihn zuletzt versklavt! Was er aber zu einem Hange werden läßt, macht er damit zu einem goldenen Kalb, das er an die oberste Stelle setzt, und damit auch zum Götzen oder Abgott neben seinem Gott, sogar sehr oft noch über ihn!

Der „Hänge“ gibt es leider nur zu viel, die sich der Mensch geschaffen hat, und die er sich in größter Sorglosigkeit gern zu eigen macht! Hang ist die Vorliebe zu irgendetwas Irdischem, wie ich schon anführte. Es gibt deren natürlich noch viel mehr. Wer aber einen Hang sich aneignet, der „hängt“, wie das Wort richtig wiedergibt. Er hängt dadurch am Grobstofflichen, wenn er in das Jenseits kommt zu seiner weiteren Entwicklung, und kann sich nicht leicht wieder davon lösen, wird also gehemmt, zurückgehalten! Man kann es ja auch Fluch nennen, der auf ihm lasten bleibt. Der Vorgang ist derselbe, gleichviel, wie er wörtlich zum Ausdruck kommt.

Stellt er jedoch im Erdensein Gott über alles, nicht nur in seiner Vorstellung oder nur wörtlich, sondern im Empfinden, also wahr und echt, in ehrfurchtsvoller Liebe, die ihn bindet wie an einen Hang, so wird er durch die Bindung in der gleichen Auswirkung sofort weiter nach oben streben, wenn er in das Jenseits kommt; denn die Verehrung und die Liebe zu Gott nimmt er mit, sie hält und trägt ihn zuletzt bis in seine Nähe, in das Paradies, die Urschöpfung, den Aufenthalt der reinen, von allen Lasten freigewordenen Geister, deren Bindung nur nach Gottes lichter Wahrheit führt!

Achtet deshalb streng auf Einhaltung dieses Gebotes. Dadurch werdet Ihr von vielen Schicksalsschlägen ungünstiger Art bewahrt, die abzulösen Euch nicht mehr genügend Zeit verbleiben könnte!

 


 

Das zweite Gebot

Du sollst den Namen des Herrn, Deines Gottes nicht mißbrauchen!

Der Name weckt und sammelt in dem Menschen den Begriff! Wer einen Namen schändet und es wagt, ihn zu entwerten, der entwertet damit den Begriff! Dessen seid eingedenk zu jeder Zeit!

Dieses klare Gebot des Herrn wird aber unter allen zehn Geboten am wenigsten geachtet, also am meisten übertreten. Tausendfältig sind die Arten dieser Nichtachtungen. Wenn der Mensch auch wähnt, daß viele Übertretungen davon ganz harmlos sind, nur leichte Redensarten, so bleibt es trotzdem Übertretung dieses scharf gegebenen Gebotes! Gerade diese tausendfachen angeblich nur harmlosen Nichtachtungen sind es, die den heiligen Gottesnamen und damit den Gottbegriff, der mit dem Namen immer eng verbunden ist, herabsetzen, ihn vor den Menschen, ja schon vor den Kindern seiner Heiligkeit berauben, seine Unantastbarkeit beschmutzen durch Alltäglichmachung, durch Herabzerrung in allgemeine Redensart! Die Menschen scheuen nicht davor zurück, sich dabei ins Lächerliche zu begeben. Ich will nicht eine von den vielen Reden anführen; denn dazu ist der Name viel zu hoch und hehr! Aber jeder Mensch braucht auch nur einen Tag einmal darauf zu achten, so wird er wohl bestürzt werden über die ungeheure Anhäufung der Übertretung des zweiten Gebotes durch die Menschen beiderlei Geschlechts, bei groß und klein, bis herab zu den Kindern, die kaum fähig sind, schon einen rechten Satz zu bilden. Denn wie die Alten sungen, zwitschern die Jungen! Aus diesem Grunde sind gerade Gottherabzerrungen vielmals mit das erste, was die Jugend lernt in den nur anscheinend so harmlosen Gottesgesetzesübertretungen!

Die Wirkung darin aber ist die schlimmste aller Übertretungen! Sie ist förmlich verheerend breitgelaufen unter aller Menschheit, nicht nur bei Christen, auch unter den Mohammedanern, unter Juden und Buddhisten, überall hört man dasselbe bis zum Überdruß! Was kann dem Menschen dann der Name „Gott“ noch gelten! Er ist entwertet, wird nicht einmal so geachtet wie die kleinste aller Münzen! Viel schlimmer wie ein abgetragenes Kleidungsstück. Und dieser sonst so klugseinwollende Mensch der Erde denkt es harmlos, sündigt darin mehr als hundertmal an einem Tage! Wo bleibt die Überlegung! Wo die kleinste Regung der Empfindung! Auch Ihr seid völlig abgestumpft dagegen, hört es ruhig an, wenn der Heiligste aller Begriffe so in den Schmutz des Alltages getreten wird! Irret Euch aber nicht! Das Schuldkonto im Jenseits ist damit erbarmungslos belastet für einen jeden, der darin gesündigt hat! Und es ist nicht so leicht, gerade dieses abzubüßen, weil es so weitlaufend schlechte Folgen nach sich zieht, welche sich rächen müssen bis ins dritte und das vierte Glied, wenn nicht in dieser Gliederreihe einmal ein Mensch ist, der darin zur Einsicht kommt und diesem üblen Treiben Einhalt tut.

Versucht deshalb die schadenbringende Gewohnheit in den Euch vertrauten Kreisen zu bekämpfen. Vor allen Dingen aber schneidet zuerst Eure eignen Karma-Fäden durch mit aller in Euch noch vorhandenen Energie, damit das Schuldkonto nicht größer wird, als es darin schon ist. Glaubt nicht an eine leichte Ablösung, weil Ihr Euch bisher dabei gar nichts Übles dachtet! Der Schaden ist deshalb genau derselbe! Und die Sünde gegen das Gebot bleibt unbedingt bestehen! Ihr habt es ja genau gekannt. Wenn Ihr Euch über dessen Tragweite nicht klar zu werden recht bemühtet, so ist das Eure Schuld! Es kann Euch deshalb auch nichts abgerechnet werden! Hört und handelt, daß Ihr noch auf Erden vieles abzulösen fähig werdet.

Erschreckend ist sonst der Morast, der Euch erwartet, wenn Ihr in das Jenseits kommt, und der sich hemmend in den Weg zum Aufwärtssteigen legt.

Doch nicht der Einzelmensch allein, sondern auch die Behörden zeigten offen ihren Widerstand gegen dieses Gebot und auch gegen das Gotteswort viele Jahrhunderte hindurch, indem sie zwangsweise den Menschen Eide abverlangten, sie gewaltsam zu der Übertretung drängten, unter Androhung schwerer irdischer Strafen, wenn sie dem Verlangen nicht entsprachen. Die jenseitige Strafe aber ist viel schwerer, und sie fällt auf alle die, welche den Eid verlangten, nicht auf die, die ihn unter dem Drucke leisten mußten. Auch Christus sagte noch einmal ausdrücklich: „Euere Rede sei Ja oder Nein; denn was darüber ist, das ist vom Übel!“

Und die Behörden hatten doch die Macht dem Ja oder dem Nein das ausschlaggebende Gewicht zu geben, indem sie es bei Täuschung vor Gericht ebenso straften, wie den Meineid! Damit vermochten sie den Wert der Worte vor Gericht auf jene Stufe zu erhöhen, die sie für ein Urteil brauchten. Es war nicht nötig, deshalb Menschen zu der Übertretung des Gebotes Gottes zwangsweise zu führen! Nun wird ihnen dafür ihr Urteil in dem Jenseits. Schärfer, strenger, als sie je der Wechselwirkung spottend angenommen haben. Davor gibt es kein Entrinnen!

Noch schlimmer aber trieben es die Kirchen und ihre Vertreter, welche unter Gottanrufungen die Mitmenschen den ärgsten Folterungen unterwarfen, und sie zuletzt wieder unter Gottanrufungen verbrannten, wenn sie nicht vorher schon den Qualen unterlegen waren. Der allen wohlbekannte und ob seiner Grausamkeit berüchtigte römische Kaiser Nero war in seinen Christenmartern nicht so schlimm, nicht so verdammenswert als die katholische Kirche mit ihrem ungeheuren Sündenregister den Gottesgesetzen gegenüber! Erstens hat er lange nicht so viel gemordet und gequält, und zweitens nicht unter so heuchlerischen Gottanrufungen, die in dieser Art mit zu den größten Gotteslästerungen zählen müssen, die verübt zu werden einem Menschen möglich sind!

Es nützt nichts, wenn diese selben Kirchen heute das verurteilen, was damals leider allzulange durch sie verbrochen ward; denn nicht freiwillig ließen sie davon!

Und heute noch treibt man es nicht viel anders in gegenseitiger, nur stillerer Befeindung und in einer anderen moderneren Form! Auch hierin hat sich mit der Zeit nur seine Form geändert, nicht der lebende Kern! Und dieser Kern allein, den man so gern verbirgt, zählt vor dem Gottgericht, niemals äußere Form!

Und diese jetzige, nur anscheinend harmlose Form wurde geboren aus demselben unsagbaren Hochmute des Geistes der Vertreter aller Kirchen, wie bisher. Und wo nicht der verdammenswerte Hochmut ist, so findet sich ein leerer Dünkel, der sich auf die Erdenmacht der Kirchen stützt. Diese Untugenden ergeben oft genug die unpassendsten Feindschaften, die noch verwoben werden mit den irdischen Berechnungen auf Ausbreitung des Einflusses, wenn nicht sogar bis zu der Sehnsucht einer großpolitischen Bedeutung.

Und das alles mit dem Namen „Gott“ auf ihren Lippen, so daß ich nochmals gleich dem Gottessohne rufen möchte: „Ihr habt durch Euer Tun die Häuser meines Vaters als Euch zu Ehren sein sollend zu Mördergruben abgestempelt! Diener des Gotteswortes nennt Ihr Euch, doch seid Ihr Diener Eures Hochmutes geworden!“

Ein jeder Katholik dünkt sich vor Gott weit besser als ein Protestant, ohne daß Ursache dazu vorhanden ist, ein jeder Protestant aber dünkt sich wissender, fortgeschrittener und damit seinem Gotte näher als der Katholik! Und das sind alle die, welche behaupten, Christi Anhänger zu sein, nach seinem Worte sich zu bilden.

Toren sind beide Teile, welche sich auf etwas stützen, das vor Gottes Willen überhaupt nicht zählt! Gerade diese alle sündigen weit mehr gegen das zweite Gottgebot als Anhänger der anderen Religionen; denn sie mißbrauchen den Namen Gottes nicht allein mit Worten, sondern durch die Tat, mit ihrer ganzen Art zu leben, sogar in ihrem sogenannten Gottesdienst. Sie geben jedem Denkenden und gut Beobachtenden nur ein abschreckendes Beispiel inhaltloser Formen, leeren Denkens. Gerade in dem grenzenlosen Dünkel, sich und der Umgebung glauben machen zu wollen, den Andersgläubigen voran schon einen Platz im Himmel zu besitzen, schänden sie am tiefsten einen Gottbegriff! Das Äußere der Kirchgebräuche, eine Taufe und so vieles andere, das tut es nicht! Der Innenmensch allein hat sich vor das Gericht zu stellen! Das merket Euch, Ihr Hochmütigen, denen schon verkündet ist, daß sie am Tage des Gerichtes auf sich eingebildet stolz einherziehen, mit Fahnen, prunkenden Gewändern, um sich freudig ihren Lohn zu holen. Doch sie erreichen nie das Reich des Geistes zu des Gottesthrones Füßen, weil sie den Lohn erhalten, der ihnen gebührt, bevor sie dahin kommen. Ein Eiseshauch wird sie hinwegwehen wie Spreu, die keinen Wert besitzt; denn ihnen fehlt die reine Demut in sich und die wahre Liebe zu dem Nächsten!

Sie sind durch ihre Art die ärgsten Mißbraucher des Namens „Gott“, die schärfsten Übertreter des zweiten Gebotes!

Sie alle dienten Luzifer, nicht Gott! Und höhnen damit aller Gottgebote! Von dem ersten bis zum letzten! Vorwiegend aber diesem zweiten, dessen Übertretung hier die schwärzeste Beschmutzung ist des Gottbegriffes in dem Namen!

Hütet Euch, ferner noch leicht über das Gebot hinwegzugehen! Achtet nunmehr scharf auf Euch und Euere Umgebung! Bedenket, wenn Ihr neun Gebote treu erfüllet, und achtet deren eines nicht, so seid Ihr doch zuletzt verloren! Wenn ein Gebot von Gott gegeben wird, so liegt darin schon der Beweis, daß es nicht leicht genommen werden darf, daß es erfüllet werden muß in unerläßlicher Notwendigkeit! Sonst wäre es Euch nie gegeben.

Wagt nicht zu beten, wenn Ihr nicht mit ganzer Seele in den Worten mitzuschwingen fähig seid, und hütet Euch, gedankenlose Schwätzer Eurem Gotte gegenüber darzustellen; denn Ihr wäret damit eines Mißbrauches des Namens Gottes vor ihm schuldig. Überlegt es Euch genau, bevor Ihr ihn um etwas bittet, ob es dringend nötig ist! Verstrickt Euch nicht in Formgebete, welche herzuplappern zu bestimmten Zeiten Unsitte geworden ist in allen Religionsausübungen. Es ist dies nicht nur Mißbrauch, sondern Lästerung des Gottesnamens! In Freude oder Not bleibt heißes Empfinden ohne Worte viel mehr wert als tausend Wortgebete, auch wenn dieses Empfinden nur den Bruchteil eines Augenblickes währt. Denn solch Empfinden ist dann immer echt, und keine Heuchelei! Deshalb auch niemals Mißbrauch des Begriffes Gott. Es ist ein heiliger Augenblick, wenn sich der Menschengeist bittend oder dankend vor des Gottesthrones Stufen werfen will! Das darf nie zum gewohnheitsmäßigen Geschnatter werden! Auch nicht von Dienern einer Kirche!

Der Mensch, welcher es fertig bringt, den Namen Gott bei allen möglichen und unmöglichen Taggelegenheiten zu verwenden, hat nie die kleinste Ahnung von dem Gottbegriff gehabt! Er ist ein Tier, aber kein Mensch! Denn als ein Menschengeist muß er die Fähigkeit besitzen, Gottesahnen in sich zu empfinden, auch wenn es nur einmal in seinem Erdenleben sei! Aber dies eine Mal allein würde genügen, ihm jede Lust zur leichtfertigen Übertretung des zweiten Gebotes unbedingt zu nehmen! Er wird dann ewig das Bedürfnis in sich tragen, den Namen „Gott“ nur knieend auszusprechen in der höchsten Reinheit seines ganzen Inneren!

Wer das nicht hat, ist weit entfernt, auch nur des Gotteswortes wert zu sein, um wieviel weniger in Gottes Reich zu kommen! Seine beseligende Nähe zu genießen! Aus diesem Grunde ist es auch verboten, ein Bild Gottvaters herzustellen nach der Menschen Sinn! Jeder Versuch darin muß nur zu einer kläglichen Verkleinerung hinführen, da weder Menschengeist noch Menschenhand dazu befähigt ist, auch nur den kleinsten Teil der Wirklichkeit visionär zu schauen und davon im Bilde irdisch festzuhalten! Das größte Kunstwerk darin könnte nur tiefe Herabsetzung bedeuten. Ein Auge ganz allein deutet in seinem unsagbaren Leuchten alles an. – Also erhaben ist die für Euch unfaßbare Größe, die Ihr in dem Worte „Gott“ zusammenfaßt, und die Ihr in leichtsinniger Vermessenheit Euch oft erkühnt, als die gebräuchlichste der leeren und gedankenlosen Redensarten zu verwenden! Ihr werdet Rechenschaft zu geben haben über dieses Euer Tun!

 


 

Das dritte Gebot

Du sollst den Feiertag heiligen!

Wer nimmt sich Mühe, ein Gebot durchzuempfinden. Sieht man die Kinder, die Erwachsenen, wie sie leichtfertig mit den Geboten ihres Gottes umzugehen pflegen, so könnte, müßte jedem ernsthaft denkenden Menschen ein Grauen kommen. Die Gebote werden in der Schule gelernt und oberflächlich durchgesprochen. Der Mensch ist froh, wenn er den Wortlaut in sich aufgenommen hat und einigermaßen darüber Auskunft geben kann, so lange die Gefahr für ihn besteht, daß er darum befragt wird. Tritt er dann aus der Schule hinaus ins wirtschaftliche Leben, so ist auch dieser Wortlaut bald vergessen, und damit auch der Sinn. Der beste Beweis dafür, daß es ihn überhaupt nicht wirklich interessiert hat, was sein Herr und Gott von ihm verlangt. Aber er verlangt nicht einmal damit etwas, sondern gibt in Liebe allen Menschen, was sie dringend brauchen! Es wurde ja vom Lichte aus bemerkt, wie sehr die Menschen sich verirrten. So wies ihnen Gott wie ein Erzieher treu den Weg, der sie zum ewigen Sein im lichten Reich des Geistes führt, also zu ihrem Glück. Während Nichtbefolgung zu der Menschen Unglück und Verderben führen muß! Gerade deshalb ist es eigentlich nicht richtig, wenn man von Geboten spricht. Es sind vielmehr sehr gutgemeinte Ratschläge, das Zeigen des rechten Weges durch die Stofflichkeit, welche kennenzulernen der Wunsch der Menschengeister selbst gewesen ist. Aber auch dieser so schöne Gedanke hat keine Wirkung auf den Menschen. Er hat sich viel zu sehr in seinen eigenen Gedankengängen buchstäblich verbohrt, und will nichts weiter sehen oder hören außer dem, was er sich selbst zurechtgebaut an Anschauungen, die ihn sein kleines Erdenwissen zimmern ließ. Er fühlt es nicht, wie ihn die Stofflichkeit stets weiter, immer weiter trägt bis zu der Grenze, wo für ihn zum letztenmal Entweder – Oder steht, als die Entscheidung, die nun ausschlaggebend für sein ganzes Sein verbleibt, nach der er seinen so gewählten Weg bis zu dem Ende gehen muß, ohne davon nochmals zurück zu können. Auch wenn ihm zuletzt noch Erkenntnis kommt. Sie wird sodann zu spät und trägt nur dazu bei, die Qualen für ihn zu erhöhen.

Um hier zu helfen, daß ihm trotz der Verirrungen noch rechtzeitig Erkenntnis kommen konnte, gab Gott den Menschen das dritte Gebot, den Rat, den Feiertag zu heiligen! Bei der Erfüllung des Gebotes wäre jedem Menschen in dem Zeitlaufe schon nach und nach die Sehnsucht auferstanden, dem Lichte zuzustreben, und mit der Sehnsucht hätte sich zuletzt auch noch der Weg gezeigt, der ihn hinaufbrachte zu der Erfüllung seiner Wünsche, die sich immer stärker werdend zum Gebet verdichten. Dann würde der Mensch heute bei der Weltenwende anders dagestanden sein! Durchgeistet, reif für das Reich, das nun kommen muß.

So höret Ihr und handelt, damit die Erfüllung des Gebotes Euern Weg bereite. Du sollst den Feiertag heiligen! Du! Es steht ganz deutlich in den Worten, daß Du dem Feiertag die Weihe geben sollst, ihn für Dich heilig machen mußt! Feiertag ist Feierstunde, also wenn Du ausruhst von der Arbeit, die dir Dein Weg auf der Erde auferlegt. Du gibst der Feierstunde, dem Ausruhetage aber keine Weihe, wenn Du dabei nur Deinen Körper pflegen willst. Auch nicht, wenn Du Zerstreuung suchst bei Spiel, Trunk oder Tanz. Die Feierstunde soll Dich dazu führen, daß Du in Ruhe Einkehr hältst in Deinem Denken und Empfinden, Dein bisheriges Erdenleben überschaust, vor allem immer die zurückliegenden Werktage der letzten Woche, und daraus Nutzanwendung für Deine Zukunft ziehst. Sechs Tage kann man immer überschauen, was länger währt, wird leicht vergessen. Es bleibt dabei nicht aus, daß Dein Empfinden langsam höher schwebt und Du zum Sucher nach der Wahrheit wirst. Bist Du erst wirklich Sucher, wird Dir auch ein Weg gezeigt. Und wie Du hier auf Erden einen neuen, Dir bis dahin unbekannten Weg nur prüfend wanderst, forschend, so sollst Du auch auf den Dir neuen geistigen Wegen, die sich Dir erschließen, sorgsam Schritt für Schritt setzen, um immer festen Boden unter Deinen Füßen zu behalten. Nicht springen darfst Du, da dann die Gefahr des Sturzes mehr gegeben ist. Durch derartiges Denken und Empfinden in den Feierstunden Deines Erdenseins wirst Du niemals etwas verlieren, sondern nur gewinnen.

Mit Kirchengehen heiligt niemand eine Feierstunde, wenn er nicht gleichzeitig dann in der Ruhezeit darüber denken will, was er dort hörte, um es richtig in sich aufzunehmen und darin zu leben. Der Priester kann Dir Deinen Tag nicht heiligen, wenn Du es nicht von Dir aus tust. Wäg immer wieder ab, ob der eigentliche Sinn des Gotteswortes mit Deinem Schaffen ganz im Einklang steht. Durch diese Art wird dann der Feiertag von Dir geheiligt; denn er hat durch ruhevolle Einkehr den Inhalt erlangt, für dessen Zweck er eingesetzt wurde. Ein jeder Feiertag wird so zu einem Marksteine auf Deinem Wege, der den Tagen Deiner grobstofflichen Tätigkeit rückwirkend auch den Wert verleiht, die diese für das Reifen Deiner Seele haben sollen. Sie sind dann nicht umsonst gelebt und Du kommst dauernd vorwärts. Heiligen heißt nicht vergeuden. Sobald Du dies versäumst, versäumst Du Deine Zeit, die Dir zum Reifen zugelassen war, und nach der Weltenwende, die jetzt ihre Strahlen langsam um Euch schließt, ist nur noch kurze Zeit gegeben, um Versäumtes nachzuholen, vorausgesetzt, daß Ihr dabei die ganze Kraft verwendet, die Euch blieb. Heiligt deshalb den Feiertag! Sei es in Eurem Hause oder besser noch in der Natur, die Euch dazu verhilft, im Denken und Empfinden wach zu werden! Erfüllet damit das Gebot des Herrn. Es ist zu Eurem Nutzen!

 


 

Das vierte Gebot

Du sollst Vater und Mutter ehren!

Dieses Gebot ließ Gott der Menschheit einst durch Moses geben. Unsagbare Seelenkämpfe aber hat es ausgelöst. Wie manches Kind, wie manch Erwachsener hat schwer gerungen, um nicht in der gröbsten Weise gerade gegen dieses Gebot zu verstoßen. Wie kann ein Kind den Vater ehren, der sich zu einem Trunkenbold erniedrigt, oder eine Mutter, die dem Vater und dem ganzen Hause durch die Launen, durch ihr ungezügeltes Temperament, Mangel an Selbstzucht und so vieles andere die Stunden arg verbittert, und ein Aufkommen ruhiger Stimmung ganz unmöglich macht! Kann ein Kind die Eltern ehren, wenn es hört, daß sie sich gegenseitig hart beschimpfen, hintergehen, oder gar noch schlagen? So mancher eheliche Vorgang machte das Gebot den Kindern oft zur Qual, brachte Unmöglichkeiten der Erfüllung. Es wäre schließlich doch nur Heuchelei, sobald ein Kind behaupten wollte, eine Mutter noch zu ehren, wenn diese gegen Fremde sich viel freundlicher gebärdet als gegen ihren eigenen Mann, des Kindes Vater. Wenn es an ihr den Hang nach Oberflächlichkeit bemerkt, sie in der lächerlichsten Eitelkeit zur willenlosen Sklavin jeder Modetorheit sinken sieht, die sich so oft mit dem Begriff der ernsten, hohen Mutterschaft nicht mehr vereinen läßt, die alle Schönheit und Erhabenheit der Mutterwürde raubt,... woraufhin soll ein Kind dann noch freiwillige Verehrung für die Mutter finden? Was liegt schon in dem einen Worte: „Mutter!“ Was verlangt es aber auch. Ein Kind, das noch nicht mitvergiftet ist, muß unbewußt in sich empfinden, daß ein Mensch mit reifem, ernstem Geiste sich niemals wird entschließen können, seinen grobstofflichen Körper lediglich nur um der Mode willen bloßzustellen. Wie kann die Mutter dann dem Kinde heilig bleiben! Es sinkt natürliche Verehrung impulsiv herab zur leeren Form einer Gewohnheitspflicht, oder je nach Erziehung zu der selbstverständlichen Gesellschaftshöflichkeit, also zur Heuchelei, der jeder Seelenhochschwung fehlt. Gerade der Hochschwung, der warmes Leben in sich birgt! Der einem Kinde unentbehrlich ist und es bei dem Heranwachsen und dem Hinaustreten ins Leben wie ein sicheres Schild begleitet, schützt bei Anfechtungen aller Art, und der ihm innerlich ein starker Hort der Zuflucht bleibt, wenn es einmal in irgendwelche Zweifel kommt. Bis in das hohe Alter! Das Wort „Mutter“ oder „Vater“ sollte allezeit ein heißes, inniges Empfinden wachrufen, aus dem das Bild in voller Reinheit würdig vor die Seele tritt, warnend oder zustimmend, als Leitstern in dem ganzen Erdensein!

Und welch ein Schatz wird jedem Kinde nun genommen, wenn es seinen Vater oder seine Mutter nicht von ganzer Seele ehren kann!

Doch ist für diese Seelenqualen wiederum nur falsche Auffassung der Menschen dem Gebote gegenüber die Veranlassung. Falsch war die bisherige Ansicht, die den Sinn begrenzte und einseitig werden ließ, während doch nichts einseitig sein kann, was Gott gesendet hat. Noch unrichtiger aber war, daß man dieses Gebot entstellte, indem es nach dem menschlichen Ermessen verbessert werden sollte, bestimmter noch geformt durch einen Zusatz: „Du sollst Deinen Vater und Deine Mutter ehren!“ Dadurch wurde es persönlich. Das mußte zu Irrtümern hinführen; denn das Gebot heißt in der rechten Form nur: „Du sollst Vater und Mutter ehren!“

Es meint also nicht einzelne, bestimmte Personen, deren Art von vornherein nicht festgesetzt und nicht vorausgesehen werden kann. So Widersinniges kommt niemals in den göttlichen Gesetzen vor. Gott verlangt auf keinen Fall, etwas zu ehren, was geehrt zu werden nicht auch unbedingt ververdient!

Dieses Gebot umfaßt im Gegenteil anstatt Persönlichkeit einen Begriff der Vaterschaft und Mutterschaft. Es tritt also zuerst nicht an die Kinder, sondern die Eltern selbst heran, verlangt von diesen, Vaterschaft und Mutterschaft in Ehren zu erhalten! Das Gebot legt Eltern unbedingte Pflichten auf, sich ihrer hohen Aufgabe vollkommen stets bewußt zu sein, und damit auch die darin liegende Verantwortung vor Augen zu behalten.

Im Jenseits und im Licht lebt man nicht mit Worten, sondern in Begriffen.

Aus diesem Grunde kommt es vor, daß bei der Wiedergabe in dem Wort leicht eine Einschränkung dieser Begriffe vor sich geht, wie es in diesem Falle sichtbar wird. Doch wehe denen, die dieses Gebot nicht achteten, sich nicht bemühten, es in rechter Weise zu erkennen. Es gilt nicht als Entschuldigung, daß es bisher so vielfach nur falsch ausgelegt und falsch empfunden wurde. Die Folgen eines Nichteinhaltens des Gebotes machten sich schon bei der Zeugung und dem Eintreten der Seele geltend. Ganz anders würde es auf dieser Erde sein, wenn von den Menschen das einschneidende Gebot verstanden und erfüllet worden wäre. Ganz andere Seelen konnten dann zur Inkarnierung kommen, denen es nicht möglich war, einen Verfall der Sittlichkeit und der Moral in einem solchen Grade zuzulassen, wie es heute ist! Seht nur das Morden, seht die wüsten Tänze, seht die Orgien, in die sich heute alles steigern will. Gleichsam als Krönung des Triumphes schwüler Strömungen des Dunkels. Und sehet den verständnislosen Gleichmut, mit welchem man den Niedergang als etwas Richtiges oder schon stets Gewesenes entgegennimmt und sogar fördert.

Wo ist der Mensch, der sich bemüht, den Willen Gottes richtig zu erkennen, der sucht, sich hochschwingend die umfangreiche Größe zu erfassen, anstatt immer und immer wieder diesen großen Willen eigensinnig in die armselige Einschränkung des irdischen Gehirns zu pressen, das er zum Tempel des Verstandes machte. Er drückt sich damit selbst den Blick zu Boden wie ein Sklave, der in Ketten geht, statt ihn mit Freudenglanze weitend aufwärts zu erheben, um dem Strahle der Erkenntnis zu begegnen.

Seht Ihr denn nicht, wie ärmlich Ihr Euch stellt in jeder Auffassung von allem, was Euch aus dem Lichte kommt! Seien es nun Gebote, die Verheißungen, die Botschaft Christi, oder auch die ganze Schöpfung! Nichts wollt Ihr sehen, nichts erkennen! Ihr sucht ja gar nicht darnach, etwas wirklich zu verstehen! Ihr nehmt es nicht so, wie es ist, sondern bemüht Euch krampfhaft, immer wieder alles umzuformen in die niederen Anschauungen, denen Ihr Euch seit Jahrtausenden ergeben habt. Macht Euch doch endlich frei von diesen Überlieferungen. Die Kraft dazu steht Euch ja zur Verfügung. Jeden Augenblick. Und ohne daß Ihr Opfer bringen müßt. Aber mit einem Ruck, mit einem Willensakt muß es von Euch geworfen sein! Ohne etwas davon liebäugelnd zurückzuhalten. Sobald Ihr einen Übergang zu suchen Euch bemüht, werdet Ihr niemals von dem Bisherigen frei, sondern es zieht Euch immer wieder zäh zurück. Leicht kann es Euch nur sein, wenn Ihr mit einem Schnitte alles Alte trennt, und somit ohne alte Bürde vor das Neue tretet. Nur dann öffnet sich Euch das Tor, sonst bleibt es fest verschlossen. Und das bedarf nur eines wirklich ernsten Wollens. Ist das Geschehen eines Augenblicks. Genau wie das Erwachen aus dem Schlaf. Wenn Ihr dabei nicht gleich von Eurem Lager Euch erhebt, werdet Ihr wieder müde, und die Freude an dem neuen Tageswerk erschlafft, wenn sie nicht ganz verloren geht.

Du sollst Vater und Mutter ehren! Das macht Euch nun zu heiligem Gebot. Bringt die Vaterschaft und Mutterschaft zu Ehren! Wer weiß denn heute noch, welch große Würde darin liegt. Und welche Macht, die Menschheit zu veredeln! Darüber sollten sich die Menschen einmal klar sein, welche sich auf Erden hier verbinden, dann wird auch jede Ehe wirklich Ehe sein, im Geistigen verankert! Und alle Väter, Mütter nach den göttlichen Gesetzen ehrenwert!

Für Kinder aber wird dieses Gebot durch deren Eltern heilig und lebendig. Sie werden überhaupt nicht anders können, als den Vater und die Mutter von der Seele aus zu ehren, gleichviel, wie diese Kinder selbst geartet sind. Sie werden durch die Tatsache der Art der Eltern schon gezwungen sein. Und wehe dann den Kindern, welche das Gebot nicht völlig erfüllen. Es würde sich ein schweres Karma auf sie legen; denn der Grund dazu ist dann auch voll gegeben. Aber das Befolgen wird in Wechselwirkung bald zur Selbstverständlichkeit, zur Freude, zum Bedürfnis! Deshalb gehet hin und achtet die Gebote Gottes ernster als bisher! Das heißt, beachtet und erfüllet sie! Damit Ihr glücklich werdet! —

 


 

Das fünfte Gebot

Du sollst nicht töten!

Schlag nur an Deine Brust, o Mensch, und preise laut, daß Du kein Mörder bist! Denn töten ist ja morden, und nach Deiner Überzeugung hast Du das Gebot des Herrn nie übertreten. Stolz kannst Du vor ihn hintreten, und ohne Furcht und Bangen dem Anschlagen gerade dieser Seite Deines Lebensbuches hoffnungsvoll entgegensehn.

Hast Du jedoch einmal dabei bedacht, daß es für Dich auch ein Ertöten gibt, und daß ertöten gleichbedeutend ist mit töten?

Es liegt darin kein Unterschied. Du machst ihn nur allein in Deiner Ausdrucksweise, Deiner Sprache; denn das Gebot sagt nicht einseitig: Du sollst kein grobstoffliches Erdenleben töten! Sondern groß umfassend kurz: Du sollst nicht töten!

Ein Vater hatte beispielsweise einen Sohn. Den Vater trieb der kleine Erdenehrgeiz, daß der Sohn studieren müsse, um jeden Preis. In diesem Sohne aber ruhten Gaben, die ihn drängten, anderes zu tun, wobei ihm das Studieren gar nichts nützen konnte. Da war es ganz natürlich, daß der Sohn für dieses aufgezwungene Studieren keine Lust in sich verspürte, auch die Kraft nicht freudig aufzubringen fähig war. Gehorsam leistete der Sohn. Er mühte sich auf Kosten der Gesundheit, seines Vaters Willen zu erfüllen. Da es aber gegen die Natur des Sohnes war, gegen die Gaben, die er in sich trug, war es ganz selbstverständlich, daß der Körper auch darunter litt. Ich will dem Falle hier nicht weiter folgen, der sich im Erdensein so vielfach wiederholt, daß es bis in die Hunderttausend gehen würde und noch mehr. Unwiderlegbar aber ist es, daß der Vater hier in diesem Sohn durch seinen Ehrgeiz oder Starrsinn etwas zu ertöten suchte, was dem Sohne auf die Erde zur Entwicklung mitgegeben war! In vielen Fällen glückt es auch, es wirklich zu ertöten, da die Entwicklung in der späteren Zeit dann kaum noch möglich ist, weil die gesunde Hauptkraft dafür in der besten Zeit gebrochen wurde, an für der Natur des Knaben fremdseiende Dinge leichtfertig vergeudet.

Der Vater nun verstieß damit schwer gegen das Gebot: Du sollst nicht töten! Ganz abgesehen davon, daß er mit seinem Tun den Menschen etwas vorenthielt, was vielleicht sehr zu ihrem Nutzen werden konnte durch den Knaben! Jedoch er muß bedenken, daß der Knabe wohl geistverwandt mit ihm oder der Mutter ist oder sein kann, trotzdem vor dem Schöpfer aber eine eigene Persönlichkeit verbleibt, welche verpflichtet ist, die Gaben zu entwickeln, die er auf die Erde mitbekam, zu seinem eigenen Besten. Vielleicht war ihm damit durch Gottes Gnade sogar auch gewährt, ein schweres Karma abzulösen, indem er irgendwas erfinden sollte, was der Menschheit in bestimmtem Sinne großen Nutzen bringt! Schwer legt sich diese Schuld einer Verhinderung noch ganz besonders auf den Vater oder auf die Mutter, die ihre kleinen Erdanschauungen über die großen Schicksalsfäden setzten, und damit ihre Macht der Elternschaft mißbrauchten.

Nicht anders ist es, wenn die Eltern bei den Ehen ihrer Kinder die kleinlichen Erdberechnungen ihres Verstandes vorherrschen zu lassen fähig sind. Wie oft wird dabei eine edelste Empfindung ihres Kindes rücksichtslos erstickt, wodurch dem Kinde wohl die Erdensorglosigkeit, aber dabei auch das Seelenunglück mitgegeben wird, das einschneidender für das Sein des Kindes bleibt als alles Geld und irdisch Gut.

Natürlich soll nicht jedem Traume oder Wunsche eines Kindes von den Eltern nachgegeben sein. Das wäre nicht Erfüllung ihrer Elternpflicht. Aber die ernste Prüfung wird gefordert, die niemals irdisch einseitig sein darf! Gerade diese Prüfung aber in selbstloser Art wird selten oder gar nicht von den Eltern angewendet. So gibt es Fälle tausendfacher Art. Es ist nicht nötig, daß ich mehr darüber spreche. Denkt selbst darüber nach, damit Ihr nicht gegen dieses so schwerwiegende Gotteswort in dem Gebot verstoßt! Es werden sich Euch ungeahnte Wege dabei öffnen!

Doch auch das Kind kann bei den Eltern Hoffnungen ersticken, welche berechtigt sind! Wenn es die Gaben in sich nicht entwickelt wie es nötig ist, um darin Großes zu erreichen, sobald die Eltern ihm entgegenkommend den Weg wählen ließen, den es sich erbat. Auch dann kommt es zum Abtöten edler Empfindungen bei seinen Eltern, und es hat das Gebot in roher Weise übertreten!

Auch wenn der Mensch irgendwie wahre Freundschaft täuscht, oder Vertrauen, das ihm jemand schenkt. Er tötet und verletzt damit im anderen etwas, was wirklich Leben birgt! Es ist Verstoß gegen das Gotteswort: Du sollst nicht töten! Bringt ihm übles Schicksal, das er lösen muß.

Ihr seht, daß alle Gebote nur die besten Freunde für die Menschen sind, um sie vor Übel und vor Leid treu zu bewahren! Deshalb liebet sie und achtet sie als einen Schatz, welchen zu hüten Euch nur Freude bringt! —

 


 

Das sechste Gebot

Du sollst nicht ehebrechen!

Schon daß es noch ein Gebot gibt, welches lautet: „Laß Dich nicht gelüsten Deines Nächsten Weibes!“ zeigt, wie wenig mit diesem sechsten Gebot das gemeint ist, was das irdische Gesetz darüber bestimmt.

„Du sollst nicht ehebrechen“ kann auch lauten: „Du sollst nicht den Frieden einer Ehe brechen!“ Unter Frieden versteht man natürlich auch Harmonie. Das bedingt gleichzeitig, wie eine Ehe überhaupt beschaffen sein soll; denn dort, wo nichts zu brechen oder zu stören ist, hat auch das Gebot keine Geltung, das sich nicht nach irdischen Auffassungen und Bestimmungen richtet, sondern nach dem göttlichen Willen.

Eine Ehe ist also nur dort, wo Harmonie und Frieden herrscht als etwas Selbstverständliches. Wo einer immer nur dem anderen zu leben und ihn zu erfreuen sucht. Einseitigkeit und die so viel verführende, tötende Langeweile ist dabei von vornherein vollständig und für immer ausgeschlossen, wie auch die gefahrbringende Sehnsucht nach Zerstreuung oder Einbildung des Nichtverstandenseins! Die Mörderwerkzeuge für jedes Glück! Gerade diese Übel können gar nicht aufkommen in einer rechten Ehe, wo der eine wirklich für den anderen lebt, weil Nichtverstandenseinwollen und auch die Sehnsucht nach Zerstreuung lediglich die Folgen einer ausgeprägten Selbstsucht sind, die nur für sich zu leben sucht, nicht aber für den anderen!

Bei wahrer Seelenliebe ist jedoch das gegenseitige frohe Sichaufgeben etwas ganz Selbstverständliches, und darin ist auch wechselwirkend ein Zukurzkommen des einen Teiles gänzlich ausgeschlossen. Vorausgesetzt, daß auch der Bildungsgrad der sich Verbindenden keine zu große Kluft aufweist!

Das ist eine Bedingung, die das Gesetz der Anziehung der Gleichart in dem großen Weltall fordert, das erfüllet werden muß, wenn das Glück vollständig sein soll.

Wo aber nicht der Frieden, nicht die Harmonie zu finden ist, verdient die Ehe nicht Ehe genannt zu sein; denn sie ist es dann auch nicht, sondern nur eine Erdgemeinschaft, die als solche vor Gott keinen Wert erhält, und deshalb auch nicht Segen bringen kann in dem Sinne, wie er bei einer wahren Ehe zu erwarten ist.

Bei dem sechsten Gebot ist also wirkliche Ehe nach dem Gotteswillen streng Voraussetzung! Eine andere ist nicht geschützt. Doch wehe dem, der eine wahre Ehe in irgendeiner Art zu stören wagt! Denn der Triumph, den er auf Erden hier davon zu haben wähnt, erwartet ihn feinstofflich in ganz anderer Gestalt! Entsetzensvoll möchte er vor ihr fliehen, wenn er hinübertreten muß in das Reich, wo sie ihn erwartet.

Ein Ehebruch in weittragendstem Sinne ist es sogar schon dort, wo der Versuch gemacht wird, zwei sich wirklich seelisch Liebende zu trennen, wie es sehr oft Eltern tun, denen der eine oder andere irdische Umstand dabei nicht nach ihrem Wunsche ist! Und wehe auch dem Weibe, wehe einem Manne, ob nun jung oder ob alt, welche aus Neid oder aus Tändelei heraus bewußt Unfrieden bringen oder gar Zerwürfnis zwischen einem solchen Paare! Die reine Liebe zwischen zweien Menschen soll geheiligt sein vor einem jeden, soll ihm Ehrfurcht einflößen und Achtung, aber nicht Begehr! Denn sie steht unter Schutz des Gotteswillens!

Sucht ein Gefühl derartigen unsauberen Begehrens aufzusteigen, so wende sich der Mensch und schaue nur mit klarem Auge unter die Menschen, die sich noch niemand seelisch angeschlossen haben.

Sucht er mit Ernst und Geduld, so wird er unbedingt auch einen Menschen finden, welcher zu ihm paßt in der von Gott gewollten Art, mit dem er dann auch glücklich wird, ohne erst eine Schuld auf sich zu laden, die niemals ein Glück bringen und gewähren kann!

Der große Fehler dieser Menschen ist nur oft, daß sie einem im Anfang stets schwachen Gefühlsdrucke nachzugehen sich bemühen, ihn gewaltsam in sich halten, pflegen mit gekünstelter Phantasterei, bis er erstarkend sie erfüllt und peinigend auch zu der Sünde treibt! Tausende Menschengeister würden nicht verloren gehen müssen, wenn sie nur immer auf den Anfang darin achten wollten, der, wo nicht Berechnung des Verstandes ihn erschuf, lediglich menschenunwürdiger Tändelei entspringt, die wiederum den Ursprung in verderblichen Gepflogenheiten irdischen Familien- und vorwiegend Gesellschaftslebens hat! Gerade diese sind ja oft die reinen Heiratsmärkte, nicht sauberer als unverhüllter Sklavenhandel in dem Orient! Darin liegt eine Brutstätte der Keime für den Ehebruch.

Ihr Eltern, hütet Euch, daß Ihr nicht der Schuld des Ehebruchs verfallet an den Kindern, aus zu verstandesmäßiger Berechnung! Unzählige sind schon darein verstrickt! Sie brauchen viel, um sich wieder davon zu lösen! Ihr Kinder, werdet vorsichtig, daß Ihr nicht etwa Friedensstörer zwischen Euren Eltern werdet, sonst seid auch Ihr des Ehebruches schuldig! Das überlegt Euch wohl. Ihr macht Euch sonst zum Feinde Eures Gottes, und es gibt keinen solcher Feinde, der nicht in unsagbaren Qualen zuletzt der Vernichtung anheimfallen müßte, ohne daß Gott einen Finger dazu rührt! Du sollst den Frieden und die Harmonie zwischen zwei Menschen niemals zerstören.

Das hämmere Dir ein, damit es warnend stets vor Deinem Seelenauge steht. —

 


 

Das siebente Gebot

Du sollst nicht stehlen!

Als eines der verächtlichsten Geschöpfe wird der Dieb betrachtet. Dieb ist ein jeder, der dem anderen etwas von dessen Eigentume nimmt, ohne dessen Willen!

Darin liegt die Erklärung. Um das Gebot auch richtig zu befolgen, hat der Mensch weiter nichts zu tun, als immer klar zu unterscheiden, was dem anderen gehört! Das ist nicht schwer, wird sich sofort ein jeder sagen. Und damit hat er es schon abgetan. Gewiß, es ist nicht schwer, wie ja im Grunde alle zehn Gebote nicht schwer zu befolgen sind, wenn man nur richtig will. Aber Bedingung bleibt doch dabei immer, daß der Mensch sie richtig kennt. Und daran fehlt es vielen. Habt Ihr Euch zur Befolgung einmal richtig überlegt, was eigentlich nun Eigentum des anderen ist, von dem Du ihm nichts nehmen darfst?

Das ist sein Geld, der Schmuck, die Kleider, vielleicht auch Haus und Hof mit Vieh und allem, was dazu gehört. Aber in dem Gebote stehet nicht, daß es nur grobstoffliches Erdengut betrifft! Es gibt ja Werte, die weit kostbarer noch sind! Zu eines Menschen Eigentum gehört auch noch sein Ruf, das öffentliche Ansehen, seine Gedanken, seine Eigenart, auch das Vertrauen, welches er von anderen genießt, wenn nicht von allen, so doch wenigstens von diesem oder jenem! Sind wir nun einmal so weit, dann wird mancher Seelenstolz schon etwas kleinmütiger dem Gebote gegenüber werden. Denn frage Dich: Hast Du noch nie einmal versucht, vielleicht in gutem Glauben, das Vertrauen, das ein Mensch genießt, bei einem anderen durch Vorsichtsmahnung zu erschüttern oder ganz zu untergraben? Damit hast Du ganz regelrecht den, dem dieses Vertrauen galt, bestohlen! Denn Du hast es ihm genommen! Oder doch den Versuch dazu gemacht.

Bestohlen hast Du Deinen Nächsten auch, wenn Du von seinen Verhältnissen etwas weißt und gibst dieses Wissen ohne Einwilligung des Betreffenden weiter. Du kannst daraus erkennen, wie schwer verstrickt in die Maschen der Schuld alle die Menschen sind, die aus solchen Dingen ein Geschäft zu machen suchen oder diese Art überhaupt geschäftlich betreiben, wie sogenannte Auskunfteien oder ähnliches. Die Selbstverstrickungen darin ziehen durch alle Folgeerscheinungen dieser Tätigkeit der dauernden Gottesgesetzübertretungen ein so ungeheures Netz nach sich, daß diese Menschen sich nie mehr lösen können und der Verdammnis preisgegeben bleiben; denn sie alle sind schwerer belastet als grobstoffliche Einbrecher und Diebe. Schuldig und Hehlern gleich sind die, welche derartige „Geschäftstreibende“ in ihrem sündhaften Gewerbe unterstützen und fördern. Jeder gerade und ehrlich denkende Mensch, gleichviel ob Privatmann oder Geschäftsmann, hat das Recht und die Pflicht, von einem an ihn mit irgendeinem Verlangen herantretenden Menschen unmittelbar Aufklärung und wenn nötig Unterlagen zu fordern, worauf er sich schlüssig werden kann, wie weit er vertrauend dessen Wünsche zu erfüllen vermag. Alles andere ist ungesund und verwerflich.

Die Erfüllung dieses Gebotes hat gleichzeitig noch die Auswirkung, daß die Empfindung mehr und mehr erwacht und deren Fähigkeiten großgezogen, freigelegt werden. Der Mensch erhält damit die rechte Menschenkenntnis, die er nur aus Bequemlichkeit verlor. Er verliert nach und nach das tote, maschinenhafte, und wird selbst wieder lebendiger Mensch. Es erstehen wirkliche Persönlichkeiten, während das jetzige gezüchtete Massentier sich verlieren muß.

Nehmt Euch die Mühe, tief darüber nachzudenken und sehet zu, daß Ihr nicht doch am Ende in den Seiten Eures Schuldbuches gerade das Gebot viel übertreten findet!

 


 

Das achte Gebot

Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider Deinen Nächsten!

Wenn Du einen Deiner Mitmenschen überfällst und schlägst, so daß er Wunden davonträgt, und ihn vielleicht noch dazu beraubst, so weißt Du, daß Du ihn geschädigt hast und der irdischen Strafe anheimfällst. Du denkst dabei noch nicht daran, daß Du damit gleichzeitig auch verwirkt bist in die Fäden einer Wechselwirkung, die keiner Willkür unterworfen ist, sondern gerecht sich auslöst bis in jene kleinsten Regungen der Seele, die Du gar nicht achtest, wofür Du überhaupt keine Empfindung hast. Und diese Wechselwirkung steht in keinerlei Zusammenhang mit der irdischen Strafe, sondern arbeitet ganz unabhängig still für sich, aber so unentrinnbar für den Menschengeist, daß er in aller Schöpfung keinen Ort mehr findet, der ihn schützen und verbergen kann.

Wenn Ihr von einer solchen rohen Tat des Überfalles und gewaltsamer Verletzung hört, seid Ihr empört. Leiden darunter Menschen, die Euch nahe stehen, auch erschrocken und entsetzt! Dabei stört es Euch aber wenig, wenn Ihr hier und da mit anhört, daß ein abwesender Mensch von einem anderen in schlechtes Licht gesetzt wird durch geschickte böswillige Worte, wie auch oft nur durch sehr ausdrucksvolle Gesten, welche mehr vermuten lassen, als mit Worten ausgesprochen werden kann.

Doch merket Euch: Ein grobstofflicher Angriff ist viel leichter gutzumachen als ein Angriff auf die Seele, welche durch Rufuntergrabung leidet.

Meidet deshalb alle Wegelagerer des üblen Leumunds gleich grobstofflichen Mördern!

Denn sie sind genau so schuldig und sehr oft noch schlimmer! So wenig Mitleid sie mit den von ihnen selbst gehetzten Seelen haben, so wenig soll ihnen im Jenseits dann die Hand geboten sein zur Hilfe, wenn sie darum flehn! Kalt und unbarmherzig ist der unheilvolle Drang in ihrem Inneren, andere, ihnen sogar oft fremde Menschen herabzusetzen, Kälte und Erbarmungslosigkeit wird gegen sie deshalb an jenem Orte sein, in hundertfacher Stärke, der ihrer harrt, sobald sie ihren Erdenkörper einst verlassen müssen!

Sie bleiben in dem Jenseits die Geächteten und tief Verachteten selbst vor den Räubern und den Dieben; denn ein gemeinsamer, hämischer und verachtungswerter Zug geht durch die ganze Art, von einer sogenannten Kaffeeschwester angefangen bis zu den verdorbenen Geschöpfen, welche sich nicht scheuen, unter selbstgewünschtem Eide falsches Zeugnis abzulegen gegen einen Nächsten, dem zu danken sie in vielen Dingen Ursache genug gehabt hätten!

Behandelt sie wie giftiges Gewürm; denn anderes zu sein haben sie nicht verdient.

Weil der gesamten Menschheit das hohe, einheitliche Ziel vollständig fehlt, in das Reich Gottes zu gelangen, deshalb haben sie sich gegenseitig nichts zu sagen, wenn sie einmal zu zweien oder dreien beieinander sind, und pflegen so das Reden über andere zu einer liebgewordenen Gepflogenheit, dessen Erbärmlichkeit sie nicht mehr einzusehen fähig sind, weil der Begriff dafür in der dauernden Ausführung völlig verloren ging.

Sie sollen in dem Jenseits weiter beieinander sitzen, und ihrem Lieblingsthema huldigen, bis die gewährte Zeit zur letzten Aufstiegsmöglichkeit vorüberging, die ihnen vielleicht hätte Rettung bringen können, und sie hineingezogen werden in die ewige Zersetzung, worin zur Reinigung gelangen alle grob- und feinstofflichen Arten der Materie von jedem Gift, das Menschengeister in sie trugen, die nicht wert sind, einen Namen zu behalten!

 


 

Das neunte Gebot

Laß Dich nicht gelüsten Deines Nächsten Weibes!

Dieses Gebot ist scharf und klar unmittelbar gegen die körperlich-tierischen Triebe gerichtet, die der Mensch... leider... oft nur zu sehr aufkommen läßt, sobald ihm Gelegenheit dazu geboten ist!

Da haben wir auch gleich den springenden Punkt mit berührt, der den größten Fallstrick bildet für die Menschen, dem fast alle unterliegen, sobald sie nur mit ihm in Berührung kommen: Die Gelegenheit!

Der Trieb wird lediglich geweckt und geleitet durch die Gedanken! Der Mensch kann es sehr leicht an sich beobachten, daß sich der Trieb nicht regt, nicht regen kann, wenn die Gedanken dazu fehlen! Er ist vollkommen abhängig davon! Ohne Ausnahme!

Sagt nicht, daß auch der Tastsinn Trieb erwecken kann; denn das ist falsch. Es ist nur eine Täuschung. Der Tastsinn weckt nur den Gedanken, und dieser dann den Trieb! Und um Gedanken dafür zu erwecken, ist die sich bietende Gelegenheit das allerstärkste Hilfsmittel, welches die Menschen fürchten müssen! Aus diesem Grund aber ist es auch die größte Abwehr und der größte Schutz für alle Menschen beiderlei Geschlechts, wenn die Gelegenheit dazu vermieden wird! Es ist der Rettungsanker in jetziger Not, bis die gesamte Menschheit in sich so erstarkt sein wird, daß sie als gesunde Selbstverständlichkeit den Herd ihrer Gedanken rein zu halten fähig ist, was heute leider nicht mehr möglich wird! Dann aber ist ganz unbedingt ein Übertreten des Gebotes ausgeschlossen.

Viel Stürme müssen bis dahin über die Menschheit reinigend hinwegbrausen, aber der Anker hält, wenn jeder Strebende sich streng bemüht, niemals Gelegenheit zu geben zum verführenden Alleinsein zweierlei Geschlechts!

Das präge sich ein jeder ein mit Flammenschrift; denn es ist nicht so leicht, sich von der Übertretung seelisch wieder frei zu machen, da dabei auch der andere Teil mit in Frage kommt! Und zu dem gleichzeitigen Aufstiege ist nur selten eine Möglichkeit.

„Laß Dich nicht gelüsten Deines Nächsten Weibes!“ Damit ist nicht nur eine Ehefrau gemeint, sondern das weibliche Geschlecht im allgemeinen! Also auch die Töchter! Und da deutlich gesagt wird: „Laß Dich nicht gelüsten!“ ist lediglich der körperliche Trieb gemeint, nicht etwa ein ehrliches Werben!

Ein Irrtum kann bei diesen klaren Worten gar nicht sein. Hier handelt es sich um das strenge Gottgesetz gegen Verführung oder Vergewaltigung. Sowie um die Besudelung durch die Gedanken eines heimlichen Begehrens! Schon dieses als der Ausgangspunkt des vollen Übels einer Tat ist Übertretung des Gebotes, das die Strafe durch ein Karma nach sich zieht, was sich in irgendeiner Weise unerläßlich auszulösen hat, bevor die Seele wieder frei davon sein kann. Manchmal ist dieses von den Menschen irrtümlich als Kleinigkeit betrachtete Geschehen sogar ausschlaggebend für die Art der nächsten Inkarnierung auf der Erde, oder für sein künftiges Geschick in diesem Erdensein. Nehmt deshalb die Macht der Gedanken nicht zu leicht, der sich naturgemäß auch die Verantwortung in gleichem Maße an die Fersen heftet! Ihr seid haftbar für das leichtfertigste Denken; denn es richtet in der feinstofflichen Welt schon Schaden an. Der Welt, die Euch nach diesem Erdenleben aufzunehmen hat.

Kommt das Gelüsten aber gar bis zur Verführung, also zu einer grobstofflichen Tat, so fürchtet die Vergeltung, wenn Ihr sie auf Erden nicht mehr körperlich und seelisch gutzumachen fähig seid!

Sei die Verführung nun in schmeichlerischster Art, oder in strenger Forderung erfolgt, sei dadurch auch zuletzt ein Einverständnis der weiblichen Seite noch errungen, die Wechselwirkung läßt sich damit nicht beirren, sie hat schon eingesetzt bei der Begehr, und alle Klugheit, alle Künste tragen zur Verschärfung bei. Die letzte Einwilligung hebt sie dann nicht auf!

Deshalb seid auf der Hut, meidet jede Gelegenheit, und gebt Euch darin keiner Sorglosigkeit hin! Haltet in erster Linie den Herd Eurer Gedanken rein! Dann werdet Ihr dieses Gebot niemals verletzen!

Auch gilt nicht als Entschuldigung, wenn sich ein Mensch selbst vorzumachen sucht, daß die Wahrscheinlichkeit der Ehe vorgelegen hat! Denn das wäre erst recht die gröbste Unwahrheit gedacht. Eine Ehe ohne Seelenliebe ist vor Gott nicht gültig. Seelenliebe aber bleibt der beste Schutz gegen die Übertretung des Gebotes, da ein wirklich Liebender für den geliebten anderen stets nur das beste will und deshalb niemals unsaubere Wünsche oder Forderungen stellen kann, gegen die sich das Gebot vor allen Dingen richtet!

 


 

Das zehnte Gebot

Du sollst nicht begehren Deines Nächsten Haus, Hof, Vieh und alles, was sein ist!

Wer in ehrlicher Arbeit und ehrlichem Handel den Gewinn zu holen sucht, der kann in Ruhe bei der großen Abrechnung dem Aufrufen dieses Gebotes entgegenharren; denn es wird an ihm vorübergehen, ohne ihn schlagend zu treffen. Eigentlich ist es so leicht, alle Gebote zu erfüllen, und doch... seht Euch nur alle Menschen richtig an, bald werdet Ihr zu dem Erkennen kommen, daß auch dieses für den Menschen eigentlich ganz selbstverständliche Einhalten des Gebotes... nicht erfolgt, oder nur sehr selten, und dann nicht mit Freude, sondern nur mit vieler Mühe.

Wie ein unstillbares Verlangen rast es über alle Menschen hin, ob weiß, gelb, braun, schwarz oder rot, den anderen Mitmenschen zu beneiden um das, was er selbst nicht besitzt. Noch besser aber ausgedrückt: Alles ihm zu neiden! In diesem Neid ruht auch schon das verbotene Begehren! Die Übertretung des Gebotes ist damit bereits vollendet, und wird zur Wurzel vieler Übel, die den Menschen schnell zum Sturze kommen lassen, aus dem er sich oft nie wieder erhebt.

Der Durchschnittsmensch schätzt sonderbarerweise selten das, was er sein eigen nennt, sondern immer nur das, was er noch nicht besitzt. Das Dunkel streute emsig die Begierde aus, und leider allzu willig gaben sich die Menschenseelen hin, um den fruchtbarsten Boden zu schaffen für die traurige Saat. So wurde mit den Zeiten grundlegend für alles Tun und Treiben bei dem größten Teil der Menschheit das Begehren des Besitzes anderer. Von dem einfachen Wünschen angefangen, über Schlauheit, Überredungskunst sich steigernd bis zum grenzenlosen Neid der steten Unzufriedenheit und bis zum blinden Haß.

Ein jeder Weg wurde zu der Befriedigung gerade noch als recht erkannt, wenn er nicht allzu offensichtlich irdischem Gesetze gegenüberstand. Gottes Gebot blieb in der wachsenden Erwerbssucht nicht beachtet! Ein jeder glaubte wirklich ehrenhaft zu sein, solange er vom irdischen Gerichte nicht zur Rechenschaft gezogen wurde. Das zu vermeiden aber kostete ihm nicht viel Mühe; denn er wendete die größte Vorsicht und die schärfste Klugheit des Verstandes an, wenn es in seiner Absicht lag, die Mitmenschen rücksichtslos zu schädigen, sobald es nötig wurde, um sich billig irgendeinen Vorteil zu verschaffen. Er dachte nicht daran, daß ihm gerade das in Wirklichkeit viel teuerer zu stehen kommt als alle Erdenmittel ausnehmen! Die sogenannte Klugheit wurde Trumpf! Klugheit nach den heutigen Begriffen ist jedoch an sich nichts weiter als die Blüte einer Schlauheit, oder eine Steigerung davon. Es bleibt nur sonderbar, daß jedermann dem schlauen Menschen Mißtrauen entgegenbringt, dem Klugen aber Achtung! Die allgemeine Grundeinstellung bringt die Widersinnigkeit hervor. Der schlaue Mensch ist Stümper in der Kunst einer Befriedigung seines Begehrens, während verstandeskluge Menschen Meister darin wurden. Der Stümper kann sein Wollen nicht in schöne Formen kleiden, und erntet dafür nur mitleidige Verachtung. Dem Könner aber quillt aus Seelen, die dem gleichen Hange huldigen, die neidvollste Bewunderung entgegen! Auch hierin Neid, weil auf dem Boden der heutigen Menschheit selbst Bewunderung der gleichen Art nicht ohne Neid sein kann. Die Menschen kennen diese starke Triebfeder der vielen Übelstände nicht, sie wissen gar nicht mehr, daß dieser Neid in vielerlei Gestalt ihr ganzes Denken und ihr Tun zur Zeit beherrscht und führt! Er sitzt im Einzelmenschen wie in ganzen Völkern, lenkt die Staaten, zeugt die Kriege wie auch die Parteien, und ewigen Streit, wo auch nur zwei Personen über etwas zu beraten haben!

Wo bleibt Gehorsam dem zehnten Gebote Gottes, möchte man den Staaten warnend zurufen! In der erbarmungslosesten Begier strebt jeder der irdischen Staaten nur nach dem Besitz des anderen! Sie scheuen nicht vor Einzelmord, auch nicht vor Massenmord dabei zurück, nicht vor Versklavung ganzer Völker, nur um sich selbst damit zur Größe aufzuschwingen. Die schönen Reden über Selbsterhaltung oder Selbstschutz sind nur feige Ausflüchte, weil sie selbst deutlich fühlen, daß etwas gesagt sein muß, um diese ungeheuren Verbrechen gegen die Gebote Gottes etwas abzuschwächen, zu entschuldigen!

Es nützt ihnen aber nichts; denn unerbittlich ist der Griffel, der die Nichtbeachtung der Gebote Gottes eingräbt in das Buch des Weltgeschehens, unzerreißbar sind die Karma-Fäden, welche sich dabei an jeden einzelnen knüpfen, so daß auch nicht die kleinste Regung seines Denkens und des Tuns unabgelöst verloren gehen kann!

Wer alle diese Fäden überblicken kann, der sieht, welch furchtbares Gericht damit nunmehr heraufbeschworen wurde! Verwirrung und Zusammenbruch des bisher Aufgebauten sind nur die ersten leichten Folgen dieser schmachvollsten der Vergewaltigung des zehnten Gott-Gebotes! Es kann Euch niemand gnädig sein, sobald die ganze Auswirkung nun über Euch hereinzubrechen immer mehr beginnt. Ihr habt es anders nicht verdient. Es kommt damit nur das, was Ihr Euch selbst erzwanget!

Reißt das unlautere Begehren vollständig heraus aus Eurer Seele! Bedenkt, daß auch ein Staat sich nur zusammensetzt aus einzelnen! Laßt allen Neid, den Haß gegen die Menschen, welche Eurer Meinung nach viel mehr besitzen als Ihr selbst! Es hat schon seinen Grund! Daß Ihr aber den Grund nicht zu erkennen fähig seid, dafür tragt Ihr allein die ganze Schuld, indem Ihr Euch die ungeheuere und von Gott nicht gewollte Einengung Eures Begriffsvermögens freiwillig erzwungen habt, die als die Folge Eurer unseligen Verstandesliebedienerei erscheinen mußte!

Wer in dem neuen Reiche Gottes hier auf Erden nicht zufrieden sein will mit der Stellung, welche ihm gegeben ist durch Auswirkung der eigenen, von ihm geschaffenen Karmafäden, der ist es auch nicht wert, daß ihm damit Gelegenheit gegeben wird, an ihm hängende alte Schuldenlasten verhältnismäßig leicht zu lösen und gleichzeitig geistig noch zu reifen, um den Weg hinaufzufinden nach der Heimat aller freien Geister, dort, wo nur Licht und Freude herrscht!

Unerbittlich wird ein jeder Unzufriedene in Zukunft nun hinweggerafft als unbrauchbarer Störer des endlich gewollten Friedens, als Hemmnis des gesunden Aufstieges! Ist aber noch ein guter Keim in ihm, welcher baldige Umkehr stark verbürgt, so wird er durch ein neues, irdisches Gesetz zu seinem Besten und zu seiner letzten Rettung solange bezwungen bleiben, bis in ihm eine Erkenntnis für die unbedingte Richtigkeit des weisen Gotteswillens aufersteht; Richtigkeit auch für ihn, der bisher nur aus Kurzsicht seiner Seele und aus selbstgewollter Dummheit nicht erkennen konnte, daß das Bett, in dem er jetzt auf Erden liegt, allein von ihm für sich verfertigt wurde als unbedingte Folge seines ganzen bisherigen Seins, mehrerer Jenseits- und auch Erdenleben, nicht aber blinde Willkür eines Zufalls ist! Er wird endlich dabei erkennen, daß er für sich gerade das, und nur das braucht, was er erlebt, und wo er steht, auch die Verhältnisse, in welche er geboren wurde mit allem, was sich daran fügt!

Arbeitet er fleißig an sich, so wird er außer geistig auch noch irdisch aufwärts steigen. Will er jedoch sich trotzig einen anderen Weg erzwingen, rücksichtslos und zum Schaden seiner Nebenmenschen, so kann ihm dies niemals zu einem wahren Vorteil dienen.

Er darf nicht sagen, daß ihm das Erkennen dafür noch von Gott gegeben werden soll und muß, damit er es befolge, und sich darin ändere! Vermessenheit und neue Sünde ist es nur, wenn er erwartet oder gar verlangt, es soll ihm erst bewiesen werden, daß er mit seiner Anschauung im Irrtum ist, damit er glauben kann, vom Gegenteile überzeugt! Er ist es, er allein, der sich für die Erkenntnis ganz unmöglich machte, und der abwich von der rechten Bahn, auf der er in dem Anfang stand! Die Möglichkeiten des Erkennens wurden ihm von Gott schon mitgegeben auf den Weg, den er erbeten hatte, gehn zu dürfen! Da er sie nun in üblem Eigenwillen arg verschüttete, soll Gott nun wohl als Knecht ihm diese Grube wieder öffnen! Kindisches Gebaren! Gerade diese Anmaßung, dieses Verlangen wird dem Menschen nun am schwersten werden, die damit begangenen Gottlästerungen abzulösen! Ich sage Euch: Ein jeder Räuber hat es leichter, wieder frei zu werden von der Schuld, als eine Menschenseele, die erwartend zu verlangen wagt, daß Gott des Menschen eigene und größte Schuld durch neue Schenkung der Erkenntnis für ihn gutzumachen hat! Gerade das, was sich der Mensch in gegen Gottes Willen auflehnendster Art selbst als die schwerste Sündenbürde aufgeladen hat!

Es wird ein hartes Ringen für die Menschenseelen, bevor sie sich von den gewohnten Übertretungen des zehnten Gottgebotes werden lösen können, das heißt, sich darin ändern, um endlich wirklich auch darnach zu leben im Denken, Reden und im Tun! Für alle aber, die es nicht vermögen, wartet Leiden und Vernichtung hier auf Erden und im Jenseits!

Amen!

 


 

Das Leben

Der Begriff des Menschen vom Leben war bisher falsch. Alles, was er Leben nannte, ist nichts weiter als eine getriebene Bewegung, die nur als natürliche Auswirkung des eigentlichen Lebens angesehen werden darf.

In der ganzen Schöpfung ist also formend, reifend, erhaltend und zersetzend nur die Nachwirkung der mehr oder weniger starken Bewegung. Der Menschenverstand hat diese Bewegung als das höchste erforscht und darin seine Grenze gefunden. Weiter kann er nicht in seiner Forschung kommen, weil er selbst ein Produkt dieser Bewegung ist. Deshalb nannte er sie als das höchste seiner Erkenntnis einfach „Kraft“ oder „lebende Kraft“, oder er nannte es auch „Leben“.

Es ist aber weder Kraft noch Leben, sondern nur eine natürliche, unvermeidliche Auswirkung davon; denn Kraft ist nur im Leben selbst, ist eins mit ihm, unzertrennlich. Da nun die Kraft und das Leben unzertrennlich ist, die Schöpfung aber nur aus Bewegung geformt, erhalten und wieder zersetzt wird, kann auch innerhalb der Schöpfung weder von Kraft noch von Leben gesprochen werden.

Wer also von Urkraftentdeckung oder gar Urkraftausnützung durch Maschinen sprechen will, befindet sich in einem Irrtume, weil er diese innerhalb der Schöpfung gar nicht finden kann. Er hält etwas anderes dafür und bezeichnet es nur nach seiner Anschauung fälschlich mit „Kraft“. Ein solcher Mensch beweist aber damit, daß er keine Ahnung von den Vorgängen in der Schöpfung oder von dieser selbst hat, wofür ihm jedoch kein Vorwurf gemacht werden kann; denn er teilt dieses Nichtwissen mit allen seinen Mitmenschen, ob gelehrt oder ungelehrt.

Deshalb habe ich in meiner Botschaft von Anfang an von einer die Schöpfung durchströmenden „Kraft“ gesprochen, weil ich vieles nur auf diese Weise den Menschen verständlich machen konnte.

Sie würden meine Darlegungen sonst überhaupt nicht begriffen haben. Nun aber kann ich darin weitergehen und ein Bild geben, das die Vorgänge alles Geschehens in nüchterner Weise widerspiegelt. Neuartig ist diese Schilderung, aber sie verändert nichts an meinen bisher gegebenen Erklärungen, sondern alles bleibt genau so, wie ich sagte, und ist wirklich. Das neue an meiner jetzigen Wiedergabe ist nur anscheinend, weil ich es diesmal anders beleuchte.

Ich gebe damit eine feste Grundlage, eine große Schale, in die der Mensch alles in der vorstehenden Botschaft Gesagte als sich dauernd bewegende, brodelnde Füllung hineinsetzen kann, wodurch es dann ein Ganzes wird, etwas unbedingt Zusammengehörendes, Ineinanderfließendes. Dadurch erhält der Mensch eine für ihn unerschöpfliche, in allem harmonisierende Gesamtübersicht des ihm bis dahin unbekannt gewesenen großen Geschehens, welches sein eigenes Werden und Sein mit in sich trägt.

Der Hörer und der Leser suche sich nun bildhaft vorzustellen, was ich ihm entrolle:

Leben, wirkliches Leben ist etwas vollkommen Selbständiges, vollkommen Unabhängiges. Sonst dürfte es nicht mit „Leben“ bezeichnet werden. Das aber ist allein nur in Gott! Und da außer Gott nichts wirklich „lebendig“ ist, hat auch er allein die Kraft, welche im Leben liegt. Er ganz allein ist demnach auch die oft genannte Urkraft, oder überhaupt „die Kraft“! Und in der Kraft liegt wiederum das Licht! Der Ausdruck „Urlicht“ dafür ist ebenso falsch wie der Ausdruck „Urkraft“; denn es gibt einfach nur das eine Licht und die eine Kraft: Gott!

Das Sein Gottes, der Kraft, des Lichtes, also des Lebens bedingt allein schon die Schöpfungen! Denn das lebendige Licht, die lebendige Kraft kann Ausstrahlungen nicht vermeiden. Und diese Ausstrahlungen nun bergen alles für die Schöpfung nötige.

Ausstrahlung aber ist nicht das Licht selbst!

Also alles außer Gott Bestehende hat seinen Ursprung nur in der Ausstrahlung Gottes! Es ist diese Ausstrahlung jedoch eine für das Licht selbstverständliche Wirkung. Und diese Wirkung war immer da, von Ewigkeit an.

Die Stärke der Ausstrahlung ist nun in der Nähe des Lichtes natürlich die größte, derart, daß keine andere Bewegung darin sein kann als die unbedingte, straffe Vorwärtsbewegung, die in der Ausstrahlung ruht. So geht es von Gott aus weit, in sagenhafte Fernen, deren Ausdehnung sich ein Menschengeist nicht vorzustellen vermag.

Dort aber, wo dann dieses unbedingte Vorwärtsstoßen, das einem andauernden, ungeheuerem Drucke gleichkommt, endlich einmal etwas nachläßt, kommt die bisher nur vorwärtsstoßende Bewegung in eine kreisende Art. Diese kreisende Art wird dadurch hervorgerufen, daß die gleichzeitig wirkende Anziehung der lebendigen Kraft alles über die Grenze der Vollausstrahlung Geschleuderte wieder anziehend zurückreißt bis zu dem Punkte, wo die nur vorwärtsstoßende Bewegung vorherrscht. Dadurch entstehen die kreisenden Bewegungen in elliptischer Form, weil es ja keine eigene Bewegung ist, sondern diese nur durch das über einen gewissen Punkt Hinausgeschleudertsein mit anschließendem Wiederherangerissenwerden durch die Anziehung hervorgerufen wird, die in der Kraft, also in Gott selbst, ruht.

In diesen kreisenden Bewegungen nun, bei denen der ungeheuere Druck der unmittelbaren Ausstrahlung nachgelassen hat, entsteht naturgemäß auch leichte Abkühlung und daraus wieder ein gewisser Niederschlag.

Der Niederschlag sinkt tiefer, oder weiter ab von der ursprünglichen stärksten Ausstrahlung, wird jedoch immer noch gehalten von der alles durchdringenden Anziehung der Kraft, enthält aber gleichzeitig immer noch genügend Vorstoßkraft der Ausstrahlung, wodurch wiederum neue, in immer anderen, aber ganz bestimmten Grenzen verbleibende kreisende Bewegungen erstehen. So erfolgt Niederschlag auf Niederschlag, bildet sich darin eine elliptisch kreisende Bewegungsebene nach der anderen, die Ansammlungen und zuletzt immer festere Formen bringen, mehr und mehr entfernt von der Anfangsausstrahlung und deren ungeheuerem vorstoßendem Drucke.

Die daraus entstehenden Abstufungen geben Ebenen, in denen sich bestimmte Arten zusammenschließen und halten, je nach dem Grade ihrer Abkühlung. Diese Ebenen oder Arten habe ich bereits in meiner Botschaft geschildert, als die großen Grundebenen des Geistigen an oberster Stelle in der Schöpfung, dann des sich daran anschließenden Wesenhaften, des Feinstofflichen und zuletzt des Grobstofflichen mit ihren vielen Abstufungen. Daß dabei alle vollkommeneren Arten höher, dem Ausgangspunkte am nächsten bleiben, weil sie diesem am ähnlichsten sind, ist selbstverständlich, da auf solche die Anziehung der lebendigen Kraft am stärksten wirken muß. — —

Wie ich schon sagte, war die so unfaßbar wirkende Ausstrahlung des Lichtes immer da, von Ewigkeit an.

Doch Gott ließ diese Ausstrahlung nicht weiter wirken und gelangen, als bis zu der Grenze, an welcher der unbedingt vorwärtstreibende Strom noch eine gerade Linie bildete, so daß die reine göttliche Ausstrahlung ohne Abkühlung und die damit verbundenen Niederschläge in aller Klarheit leuchtend noch erhalten blieb. Das bildete die mit Gott selbst ewigseiende, göttliche Sphäre! In dieser Klarheit konnte niemals Trübung kommen, demnach auch kein Abbiegen, keine Veränderung. Nur volle Harmonie mit dem Ursprung, dem Lichte selbst, war möglich. Und sie ist untrennbar mit Gott verbunden, weil diese Ausstrahlung von der lebendigen Kraft als deren natürliche Auswirkung nicht zu vermeiden möglich wird.

Zu dieser unter dem für den Menschengeist unfaßbaren Drucke der nächsten Nähe der lebendigen Kraft stehenden göttlichen Sphäre gehört als äußerster Grenz- und Verankerungspunkt die eigentliche Gralsburg, auch als abschließender Gegenpol zu denken. Sie steht also noch im Kreise des Göttlichen, ist deshalb von Ewigkeit her und wird in alle Ewigkeit unverändert bleiben, auch wenn die Schöpfung einst in Trümmer gehen müßte.

So war es von Ewigkeit an. Etwas für den Menschengeist nicht zu begreifendes.

Erst als Gott in seinem Wollen das große Wort: „Es werde Licht!“ hinaussandte, schossen die Strahlen über die bisher gewollte Grenze weiter in das lichtlose All hinaus, Bewegung, Wärme bringend. Und damit setzte der Beginn der Schöpfung ein, die den Menschengeist gebärend ihm zur Heimat werden konnte.

Gott, das Licht, braucht diese Schöpfung nicht. Wenn er die Ausstrahlung wieder begrenzt auf ihre Unvermeidlichkeit, so daß nur eine Sphäre der göttlichen Reinheit übrig bleibt, in welcher niemals Trübung kommen kann, wie es zuvor schon war, so ist das Ende für das Weitere gekommen. Damit würde aber auch das Sein des Menschen aufhören, der nur darin bewußt sein kann! —

Die unmittelbare Ausstrahlung des Lichtes kann nur Vollkommenes zeugen. In den Veränderungen dieses ersten Druckes jedoch, die durch die immer weiteren Entfernungen entstehen, läßt diese ursprüngliche Vollkommenheit nach, weil sich in der fortschreitenden Abkühlung dauernd Einzelteile trennen und zurückbleiben. Reinheit in Vollkommenheit bedingt den Druck göttlicher Ausstrahlung in seiner höchsten Stärke, wie er nur in der Nähe Gottes möglich ist. Der Druck erzeugt Bewegung, daraus folgernd Wärme, Hitze, Glut. Druck aber ist nur Auswirkung der Kraft, nicht die Kraft selbst; wie auch die Strahlungen nur unter dem Drucke der Kraft erstehen, nicht aber die Kraft selbst sind. Deshalb sind die Strahlungen in der Schöpfung auch nur die Folge einer entsprechenden Bewegung, die wiederum sich nach dem jeweiligen Drucke richten muß. Wo also keine Strahlungen in der Schöpfung sind, dort ist auch keine Bewegung, oder, wie die Menschen irrtümlich sagen, kein „Leben“. Denn jede Bewegung strahlt, und Stillstand ist das Nichts, die Unbeweglichkeit, die von den Menschen Tod genannt wird. So erfolgt auch das große Gericht nur durch den erhöhten Druck eines göttlichen Strahles, der vermittelt wird durch einen in die Grobstofflichkeit inkarnierten Gesandten Gottes, dem Gott einen Funken seiner lebendigen Kraft gegeben hat. Dem Druck dieses lebendigen Kraftfunkens, der natürlich nicht so stark sein kann wie der gewaltige Druck der lebendigen Kraft in Gottvater selbst, kann nur alles das standhalten, was in den Gesetzen der Auswirkung der Gotteskraft richtig schwingt! Denn dieses wird dadurch gestärkt, aber nicht in Weißglut versetzt, weil dazu die Strahlung der Funkenkraft nicht ausreicht. Alles Störende aber wird aus den Angeln gehoben, aus seinen falschen Bewegungen gestoßen, zertrümmert und zersetzt, wozu die Strahlung der Funkenkraft vollkommen genügt. So erfolgt das große Gottesgericht ganz selbsttätig und ist nicht etwa einer Willkür des Gottgesandten unterworfen. Es geschieht einfach auf Grund des Strahlengesetzes, das sich als Folge der Gottkraftausstrahlung bilden mußte; denn alles, was sich recht bewegt im Denken und im Tun, strahlt in der Grobstofflichkeit violette Farbe aus.

Aber was Dunkel ist, vom Übel, oder darnach strebt, sei es im Denken oder dem Verlangen, hat trübes Gelb. Diese zwei Farben sind nun grundlegend für das Gericht! Je nach der Stärke eines Wollens oder Tuns sind auch die Ausstrahlungen dann schwach oder stark. Es kommt mit dem Gesandten Gottes ein Strahl göttlichen Lichtes unverändert in die Schöpfung, damit auch hier zur Erde! Göttliches Licht erstarkt und hebt das Gute, also alles irdisch-violette, während das irdisch-trübe gelb davon zersetzt und vernichtet wird.

Je nach der Art und Stärke eines Wollens oder Tuns ist die Ausstrahlung stark oder schwächer. Und darnach bildet sich dann auch die Art und Stärke der richtenden Auswirkung des göttlichen Lichtstrahles in unbeirrbarer Gerechtigkeit!

Es kann ganz gut gesagt werden, daß die Schöpfung von einem riesenhaften vielfarbigen Strahlungsgeäst umschlossen und durchzogen ist. Diese Strahlungen sind aber nur der Ausdruck der verschiedenartigen Bewegungen, welche aus dem Druck der lebendigen Kraft in Gott ihre Ursache haben. Mit anderen Worten: Gott in seiner lebendigen Kraft hält die Schöpfung. Alles das ist richtig, gleichviel, welche Ausdrucksform dafür gewählt wird, nur muß der rechte Ursprung und Weiterentwickelungsgang genau gekannt sein, wenn man damit etwas anfangen will.

Wie nun der höchste Grad der Hitze weiß erglühen läßt, so ist es auch in der göttlichen Sphäre, während bei Abnahme der Grade nach und nach andere Farben erstehen und sich in dem Erkalten alles mehr und mehr verdichtet!

In diesen irdischen Begriffen weiter zu erklären, will ich sagen, daß der Menschengeist niemals weißglühend werden kann, da er in einer Ebene erstand, in der der Druck sich in Abschwächung befand und diesen höchsten Grad der Hitze nicht mehr zu erzeugen fähig ist. Damit ist er in seinem Ursprung von einer Art, die diesen höchsten Grad der Kraft nicht mehr bewußt ertragen kann. Oder, man kann auch sagen: erst bei einer ganz bestimmten Abkühlung ersteht Geistiges und kann sich bewußt werden. Auch ist die Art, der „Geist“ entstammt, nur noch ein Niederschlag aus der göttlichen Sphäre, der durch die leichte Abkühlung sich bilden mußte, und so fort.

Nun dehnt es sich aber noch stufenartig weiter aus. Der erste Niederschlag aus der göttlichen Sphäre bildet das Reingeistige, welchem die Urgeschaffenen entstammen. Und deren Niederschlag erst bringt die Art, aus dem die Menschengeister sich entwickeln können. Der Niederschlag von dieser Art wieder bringt das Wesenhafte, aus ihm fällt das Feinstoffliche ab, das wiederum als Letztes Grobstoffliches bringt. Doch dabei gibt es noch sehr viele Zwischenstufen jeder der hier genannten Grundarten, auch in dem Göttlichen, welche als Übergänge die Verbindung möglich machen müssen.

Der erste Niederschlag aus der göttlichen Sphäre ist, wie leicht verständlich, auch der inhaltsreichste, konnte deshalb sich selbst sofort bewußt sein, und bildete die sogenannten Urgeschaffenen, während der dann aus diesem ersten Niederschlage folgende weitere Niederschlag nicht mehr so stark ist und sich erst nach und nach zu einem Bewußtwerden entwickeln muß. Diesem entstammen die Menschengeister.

Durch den reicheren Inhalt ihrer Art stehen die Urgeschaffenen deshalb an höchster Stelle in der Schöpfung, da sie den ersten Niederschlag aus der göttlichen Sphäre bilden, während die Menschengeister erst aus dem weiteren Niederschlage ihren Anfang nahmen und selbstverständlich auch bei voller Reife nicht bis zur Höhe der artlich inhaltsreicheren Urgeschaffenen gelangen können, sondern in der Höhe ihrer eigenen Art verbleiben müssen. Zum Höhersteigen fehlt ihnen etwas, das nicht zu ergänzen möglich ist. Außer, es würde ihnen von der lebendigen Gotteskraft direkt etwas zugeführt, was aber nicht auf dem naturgemäßen Durchgangswege zu geschehen vermag, sondern von einem in die Schöpfung versetzten lebendigen Gottesteile ausgehen müßte, da mit diesem als eigene, wirklich lebendige Kraft die im Übergange sonst unbedingt erfolgende Abkühlung der Ausstrahlung aufgehoben ist. Er allein ist deshalb in der Lage, einem Menschengeiste durch seine unmittelbare eigene Ausstrahlung etwas beizufügen, was diesem ermöglicht, die Grenze der Region der Urgeschaffenen zu beschreiten.

Bei dem Hinausschleudern der Ausstrahlung über die Grenze der göttlichen Sphäre, also bei Beginn der Schöpfung, erstand nun an die an der äußersten Grenze befindliche, ewige Gralsburg auf der anderen Seite, also in der Schöpfung geistigstem Teile ein Anbau, so daß auch die Urgeschaffenen auf ihrer Seite den neuen Teil der Burg im Geistigen besuchen können, bis zu der ihnen durch ihre Art nach oben zu gesetzten Grenze. Ein Schritt darüber, also in die göttliche Sphäre, würde für sie sofortige Bewußtlosigkeit, aufgehen in Weißglut bedeuten, wenn... sie diesen Schritt tun könnten. Aber das ist unmöglich, da sie durch den ihnen ungewohnten, viel stärkeren Druck der göttlichen Sphäre einfach zurückgeschleudert werden, oder, anders gesagt, dieser Druck läßt sie nicht eintreten. Er wehrt ihnen in ganz natürlicher Form den Eingang, ohne daß weiteres dabei zu geschehen braucht.

Ähnlich ergeht es den entwickelten Menschengeistern den Urgeschaffenen gegenüber, und deren Aufenthaltsebene.

So steht die Gralsburg heute mit ihrem geistigen Anbau als Mittlerin zwischen dem Göttlichen und der Schöpfung. Durch sie muß alle für die Schöpfung notwendige Strahlung fließen, und der Menschensohn als Gralskönig ist der einzige Mittler, der die Grenze in das Göttliche aus der Schöpfung überschreiten kann durch seine Ursprungsart, welche das Göttliche mit dem Geistigen verbindet. Aus diesem Grunde mußte das Mysterium dieser Verbindung sein.

Weit unter dieser Gralsburg und der Region der Urgeschaffenen liegt erst das Paradies, als höchster, schönster Punkt für Menschengeister, welche sich zu voller Reife im göttlichen Willen, den Gesetzen seiner Ausstrahlungen fügten. — —

In Einzelheiten will ich hier nicht gehen, damit das Bild an sich von dem Geschehen nicht zu breit gezogen wird. Darüber gebe ich noch Bücher für die Erdenwissenschaft heraus zum Studium der Einzelvorgänge, wie zum Beispiel die Entwickelung in den einzelnen Ebenen, deren Wirken untereinander und so fort. Nichts darf übergangen werden, sonst bringt es eine Lücke, die dem Menschenwissen sofort Halt gebietet.

Kommt also nun ein Erdenmenschengeist in seiner Reife nach langer Wanderung zurück an die für seine Art bestimmte Grenze, also das Einsetzen stärkeren Druckes, so kann er nicht noch mehr erglühen, als seine Vollreife ihn schon erglühen läßt. Der erhöhte Druck einer weiterhin verstärkten Kraft müßte die Art seiner Beschaffenheit zerfließen und verbrennen lassen, umwandeln in den Grad erhöhter Hitze, wodurch sein Ich verloren geht. Er könnte dann als Menschengeist nicht mehr bestehen und müßte in dem Weißlicht aufgehend verbrennen, während er schon in der Region der Urgeschaffenen durch den darin höheren Druck bewußtlos wird.

Das Weißlicht, also Gottes Ausstrahlung, in der nur Göttliches bewußt bestehen kann, trägt also in sich alle Grundbestandteile der Schöpfung, die bei langsamer Abkühlung nach unten zu sich absetzen, in der Bewegung formen und geformt zusammenschließen, doch nicht mehr ineinander aufgehen, weil der dazugehörende Druck fehlt. Bei jedem Grad der Abkühlung bildet sich eine bestimmte Ausscheidung und bleibt zurück. Zuerst das Göttliche, später das Geistige und dann das Wesenhafte, bis zuletzt nur die Fein- und Grobstofflichkeit weiter sinkt.

So ist die Schöpfung eigentlich der Niederschlag bei zunehmender Abkühlung des Weißlichtes, der Ausstrahlung des lebendigen Lichtes. Das Geistige, sowie das Wesenhafte, kann sich nur bilden und bewußt werden bei einem ganz bestimmten Grad der Abkühlung, was gleichbedeutend ist mit der Verringerung des Druckes der Ausstrahlung Gottes.

Wenn ich hier von Zerfließen oder Aufgelöstwerden des Menschengeistes bei zu starkem Druck der Ausstrahlung des Lichtes spreche, so ist damit bei dieser Grenze nicht etwa das Nirwana der Buddhisten anzusehen, wie diese vielleicht gern meine Erklärung deuten möchten. Meine jetzige Erklärung ist nur das Geschehen in der Richtung von dem Lichte aus nach unten, während das Nirwana der Höhepunkt sein soll für den Weg aufwärts.

Da würde sich ein Riegel vorschieben; denn um von dieser Erde bis hinauf in das geistige Reich zu kommen, das Paradies, an dessen höchster Grenze dieser Punkt zu suchen ist, muß jeder Menschengeist als „Ichbewußt“ die höchste Reife schon erreicht haben. Reife nach göttlichem Willen, nicht etwa nach Menschendünken. Sonst kann er nicht in dieses Reich. Ist er aber als Geist sich selbst bewußt so weit gereift, so wird er von dem erhöhten Drucke der göttlichen Sphäre an der Grenze streng zurückgehalten, abgestoßen. Er kann nicht weiter! Und er will auch nicht. In der göttlichen Sphäre vermöchte er Freuden nie zu genießen, weil er dort nicht mehr Menschengeist sein kann, sondern zerschmolzen wäre, während er in dem geistigen Reich, dem Paradiese, ewige Freuden findet, und mit Dank gar nicht mehr daran denkt, ganz aufgelöst werden zu wollen.

Außerdem ist er in seiner Vollreife notwendig zu der Hebung und Vervollkommnung der unter ihm liegenden Ebenen, die in weiteren Niederschlägen einem noch weniger starkem Drucke standzuhalten fähig sind als er. Dort ist er, der Menschengeist, der Größte, weil er stärkerem Drucke widersteht, ihn sogar braucht. — — —

Die Aufgabe des Menschengeistes nun in diesen Niederungen ist, alles, was unter ihm steht, mit der ihm innewohnenden Stärke soviel als möglich dem Einflusse der reinen Lichtausstrahlungen zu öffnen, und dadurch als ein Mittler, durch den stärkerer Druck dringen kann, Segen spendend für alles andere zu wirken, weil er diesen höheren Druck aufnehmen und diesen verteilend weitergeben kann, der reinigend alles Unreine zersetzt.

Nun hat der Mensch darin leider schlecht gewirtschaftet. Wohl hat sich alles in den Schöpfungen entwickelt, was sich dem Drucke oder Drange folgend bis zur Zeit entwickeln sollte, aber falsch, weil hier der Mensch nicht nur versagte, sondern sogar irreleitend statt nach oben zu, nach unten führte! Aus diesem Grunde wurden nur häßliche Zerrbilder von allem, anstatt natürliche Schönheit.

Natürlich sein heißt aber aufwärtsgehen, aufwärtsstreben, der Anziehung der lebenden Kraft folgend. Denn in Natürlichkeit strebt alles nur nach oben, wie jeder Grashalm, jede Blume, jeder Baum. So hat leider nur noch nach außen hin das, was das Menschwollen führte, Ähnlichkeit mit dem, was er fördern sollte.

Reiches Innenleben ist zum Beispiel nach außen hin mit Hohlheit, die sich in Blasiertheit zeigt, im oberflächlichen Betrachten oft zu verwechseln. Reine Verehrung aller Schönheit ist in seinen Äußerungen im Anfang auch ähnlich der niederen Lüsternheit; denn beides zeigt einen gewissen Grad von Schwärmerei, nur ist die eine echt, die andre falsch und dient lediglich nur als Mittel zu dem Zweck. So wird wirklicher Liebreiz durch die Eitelkeit ersetzt, das wahre Dienen von dem Strebertum vorgetäuscht. In solcher Weise geht es fort in allem, was der Mensch erzog. Nur selten führen seine Wege nach dem Licht. Fast alles neigt zum Dunkel.

Das muß ausgerottet sein, damit aus diesem Sodom und Gomorra jetzt das Gottesreich auf Erden kommt! Alles endlich dem Licht entgegen, wozu der Mensch der Mittler ist!

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Vom Licht selbst, von Gott, spreche ich hierbei nicht. Es ist mir zu heilig! Außerdem würde es der Mensch doch nie erfassen können, er muß sich damit ewiglich begnügen, daß Gott ist!

 

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Abdruschin - Im Lichte der Wahrheit